In Zusammenarbeit mit dem neuen, österreichischen Filmverleih(-verein) kinema21 bringen wir auch in deutsche Kinos:
Medusa
Brasilien 2021; Regie + Drehbuch: Anita Rocha da Silveira; mit: Mari Oliveira, Lara Tremouroux; 127 min.; DCP portug. OmdU; FSK16; Starttermin: 1.12.23
Mit MEDUSA erweist sich Regisseurin Anita Rocha da Silveira als lautstarke und feministische Stimme des zeitgenössischen brasilianischen Kinos. Gesellschaftskritik, Groteske und Genre vermischt in einer neongetränkten und mit verspielter Kamera eingefangenen Neuinterpretation des Medusa-Mythos.
Inhalt:
Brasilien, in nicht näher definierter Zukunft: Die Säkularisierung ist aufgehoben, das Land wird von der Kirche regiert. Nachts ziehen Mariana und ihre gewaltbereiten Mitstreiterinnen maskiert durch die Stadt. Sie sind auf der Jagd nach Frauen, die gegen Sitte und Moral verstoßen. Ihre Ideologie fußt auf einer urban legend, wonach der Sünderin Melissa von einem Engel das Gesicht angezündet wurde. Das reinigende Feuer hat sie zur Heiligen avancieren lassen, die immer noch irgendwo, mit deformiertem Gesicht, ihr Dasein fristet. Marianas Spurensuche führt sie in eine ihr fremde Welt der menschlichen Nähe, die langsam auch sie zu verändern beginnt.
Anita Rocha da Silveira inszeniert mit MEDUSA ein laut- und bildstarkes Statement über (weibliche) Ohnmacht in totalitär-patriarchaler Gesellschaft und übt damit scharfe Kritik an den demokratiefeindlichen Tendenzen ihres Herkunftslandes Brasilien. Mit bewusster Überspitzung, satten Farben & Sounds und mit subtilen Horrorelementen, hat sie auf der anderen Seite aber auch ein sinnliches Werk geschaffen, das runtergeht, wie abgewaschene Gesichtsmasken im Badezimmerabfluss.
Pressestimmen:
„Ein wichtiger Film, der weniger von Rache als von Emanzipation, weibliche Solidarität und der Umdeutung reaktionärer Geschichten handelt. Einer der besten Filme des Jahres 2022.“
Sebastian Seidler, Filmdienst
„Minuziös komponierter Bilderrausch.“
Maxi Braun, epd Film
„MEDUSA ist auch eine emanzipative Coming-of-Age-Geschichte, getaucht in neonfarbenes Rot und Grün und eingehüllt von einer tiefen Dunkelheit. Sie spielt in Brasilien in einer nicht näher definierten Zeit. Eine parallele Welt aus Zeichen und Symbolen evoziert eine geheimnisvolle, kunstvoll gestaltete Aura, in die sich zunehmend Albträume und Halluzinationen mischen. Dabei trifft nicht zuletzt eine krisenhafte Gesellschaft auf die Kraft der alten Mythen.“
Wolfgang Nierlin, Filmgazette
„Die teilweise überspitzte Gesellschaftskritik an politischen und religiösen Entscheidungsträgern, die ihre Privilegien schamlos ausnutzen und ihre eigenen Normen und Regeln anderen notfalls mit Gewalt aufzwingen, ist deutlich zu erkennen. Das Gleiche gilt für den feministischen Ansatz, der sich für die Gleichberechtigung von Frauen stark macht und selbstironisch zugleich die mangelnde Solidarität unter Frauen bemängelt.“
Holger Twele, Kinofilmwelt
„Medusa ist so oder so unkonventionelles Kino, das einem nicht alle Tage begegnet. Wie ein fiebriger Traum dringt es durch das Unbewusste zum Rationalen durch. Es weiß gleichermaßen mit Verbalem und Nonverbalem, Tanz, Masken, Leibern, verengten Vignetten, nahen Gesichtern und surrealen Raumerkundungen zu spielen, gerahmt von expressiven Licht- und Schattenwürfen.“
Janick Nolting, Artechock
„Eine ziemlich böse Horror-Show über das gegenwärtige Brasilien“
Thomas Friedrich, Ultimo
„Anita Rocha da Silveira spielt die Satire furios aus gegen das Melodram.“
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
„Den antiken Mythos der „Medusa“ verlegt Anita Rocha da Silvera in ihre brasilianische Heimat – und verknüpft ihn mit Motiven aus Giallo, Horrorkino und Satira. Das Ergebnis ist ein oft manischer, bunter, brutaler Film über religiösen Wahn, Schönheitsideale und Fanatismus.“
Michael Meyns, programmkino.de
„Die brasilianische Regisseurin Anita Rocha da Silveira hat bereits mit „Kill me, please“ einen Hybrid aus Coming of age, Horror und feministischem Pamphlet präsentiert. In ihrem neuen Film perfektioniert sie diese Mischung noch, „Medusa“ zeigt einen offensichtlichen Reifungsprozess auf. Die Inszenierung ist dichter, die Figuren haben eine tiefgründigere Charakterzeichnung und die Verwendung von subtilem Humor wirkt pointierter. Entstanden ist eine spannende Rache-Gesellschaftssatire mit skurrilen Figuren und einer einnehmenden künstlerischen Ästhetik.“
Teresa Vena, Kino-Zeit
“Ein Rundumschlag, pendelnd zwischen Groteske und Horror, voll auf die Zwölf des internalisierten Machismo.“
Alexandra Seitz | Viennale
„A film of all-consuming rage, MEDUSA seems allegorical at times. But just as often it suggests a moment not so far removed from our own dystopian present“
Michael Sicinski | Viennale