Animals

Inspiriert durch den Mordfall Ihsane Jarfi, der juristisch gesehen als der erste homophobe Mord in Belgiens Justizgeschichte einging, unterzieht uns Regisseur Nabil Ben Yadir in langen, eindringlichen Sequenzen einem schockierenden filmischem Experiment.

Inhalt:
Brahim ist dreißig, Muslim und schwul. In der Familie ist seine Sexualität immer noch ein Tabuthema, das für Spannungen sorgt – und als selbst die große Geburtstagsfeier seiner Mutter in eine Konfrontation mit den konservativen Traditionen seiner Verwandtschaft mündet, flüchtet sich der junge Belgier ins nächtliche Treiben Gleichgesinnter. Dort wähnt er sich geschützt, doch sein Eingreifen in einen Streit bringt die Begegnung mit einer Gruppe angetrunkener junger Männer und führt zur verhängnisvollsten Entscheidung seines Lebens: Brahim steigt in ihr Auto…

Trailer (deutsch)

Unterstützt durch dramaturgisch herausragende Einfälle und nicht zuletzt den intensiven schauspielerischen Kraftakt seiner talentierten Hauptdarsteller gelingt Nabil Ben Yadir ein schmerzhafter Film irgendwo zwischen BULLY und FUNNY GAMES. Ein wütendes narratives Experiment aus Belgiens LGBTQ+-Community.

„ANIMALS ist eine kleine filmische Sensation. Mehr als das Gros der etablierten Aufklärungsfilme in den Schulen hätte er das Zeug dazu, eigene Haltungsweisen, eigene Hassfantasien, die uns allen auf die eine oder andere Weise eingeschrieben sind, zu hinterfragen. Somit dient gerade die exemplifizierte Gewalt des Films dem Zweck, die vielbeschworene Toleranz und Menschlichkeit praktisch werden zu lassen.“ (Luca Glenzer, Queer.de)

„Der Pride Month hat in diesem Jahr wieder gezeigt, wie sehr Queerness im gesellschaftlichen Mainstream angekommen ist, um endlich als Produkt verkauft werden zu können. Queerness als Politikum wird zunehmend zur Ästhetik reduziert, die auf Etiketten gedruckt werden kann. Es ist eine Selbstgefällgkeit, die Animals gewaltsam durchbricht. Der Film nimmt einen realen Mord, der in der Berichterstattung zu einer Zahl reduziert und von der Konsumwelt ausgeblendet wird, und stellt ihn in minutiöser Genauigkeit dar. Er macht alle Implikationen der Gewalt sichtbar und erschafft dadurch eine Gegenästhetik zum verbissen-bunten Wohlfühlregime des pink-gewaschenen Kapitalismus. Das muss so wehtun.“ (Samuel Bereuther, critic.de)

„In seinem nervenaufreibenden Meisterwerk ANIMALS beschränkt sich der belgische Regisseur Nabil Ben Yadir nicht nur auf die Nacherzählung eines grausamen Verbrechens, sondern interessiert sich darüber hinaus auch für die Ursachen und die Folgen einer solchen Tat. Basierend auf dem 2012 begangenen homophob motivierten Mord strickt er eine schockierenden wie auch erschreckend authentischen Mix aus Thriller und Drama, der das Publikum mit seinen brillant fotografierten beklemmenden Bildern wie in einen Sog hineinzieht. Ein schweißtreibendes, rastloses Erlebnis, das unter die Haut geht!“ (Chrischa Bernauer, Riecks Film Kritiken)

„Angelehnt an den juristisch gesehen ersten homophoben Mord Belgiens erzählt Nabil Ben Yadir in seinem radikalen filmischen Triptychon von Hass und Homophobie. Ein formal starker Film mit Haltung, der wehtut, um Augen zu öffnen.“ (Jens Balkenborg, epd Film)

„Nabil Ben Yadir will keinen intellektuellen Diskurs, sondern seiner Wut Ausdruck verleihen. Er will einem Opfer völlig sinnloser Gewalt ein Gesicht geben, er will, dass abstrakte Schlagzeilen greif- und fühlbar werden und mit allem Nachdruck drauf aufmerksam machen, dass das, was viele immer noch unter „Männlichkeit“ verstehen, pures Gift sein kann. „Animals“ ist nicht leicht auszuhalten, aber ein brillant inszenierter, viszeraler, ungemein eindrucksvoller Film mit klarer Haltung.“ (Thorsten Hanisch, Filmstarts.de)

„Zusammen mit Nanouk Leopolds glänzendem Stammkameramann Frank van den Eeden (»Cobain«/»Oben ist es still«/»Brownian Movement«) ist ihm damit ein äußerst schmerzhafter Film gelungen, der sich in seiner direkten Personenregie sowie in seinem schonungslosen Realitätsfetischismus wie ein K.-o.-Faustschlag von Mike Tyson anfühlt. Denn in diesen 91 unerträglichen Minuten führt das Böse im Menschen Regie. Vor allem im zweiten Teil jenes ultradrastisch in Szene gesetzten Miniaturtriptychons, in dem das männliche Opfer geschlagen und zu Tode gehetzt wird, müssen sich selbst hartgesottene Kinogänger, die etwa Michael Hanekes »Funny Games« (1997), Pier Paolo Pasolinis »Die 120 Tage von Sodom« (1975) oder Gaspar Noés Frühwerk »Der Menschenfeind« (1998) halbwegs verdaut haben, die Augen und erst recht die Ohren zuhalten. Natürlich haben Zuschauer im Kino auf metaphysischer Ebene seit jeher das Gefühl, dem Tod bei der Arbeit zuzusehen. Doch so grässlich fratzenhaft wie in »Animals« ist das tatsächlich selten zu erfahren. Und so beschleicht einen dieses unsägliche »Es wird böse enden«-Gefühl bereits im ersten, visuell noch verhältnismäßig unspektakulär inszenierten Auftakt dieses Non-Horror-Schockers. Ehe es sich im finalen dritten Akt, einer emotionalen Tour de Force unter dem Deckmantel der »Banalität des Bösen« (Hannah Arendt) zwischen privaten Feierlichkeiten und persönli-
chen Nervenzusammenbrüchen, vollends Bahn bricht: Das ist toxisches Kino der unausstehlichsten Art.“ (Simon Hauck, Münchner Feuilleton)

„Wenn Nabil Ben Yadir seine Geschichte mit einer Tanzszene und einem 180-Grad-Schwenk der Kamera auf einer bedrückend-traurigen Note beschließt, ist auch kräftiges Durchatmen umsonst. Frei machen kann man sich von diesem radikalen Film, der Menschenverachtung in all ihrer Abscheulichkeit illustriert, so leicht nicht – und das ist gut so!“ (Christopher Diekhaus, Kino-Zeit)

„Buoyed by an impactful narrative arc, Animals questions us over the ravages caused by toxic masculinity, and the difficulty of living in a group when you don’t have many words to express yourself and when you’ve grown up on lands marked by family and social violence. As viewers, we’re also on the receiving end of the full-blown nihilism of a society which is plagued by violence, a brand of violence which is all the more irrepressible for often being portrayed in spectacular fashion. In such a context, it’s difficult to work out which limits are ours, which are the filmmaker’s, and which are the actors’. Mostly non-professional actors who breathe a nigh-on palpable realism into the film, which is reinforced by the real-time effect brought about by sequence shots. Animals is a shock which won’t leave anyone indifferent: it will put some of us off, it will upset others and it will knock viewers sideways to begin with, before returning to audience’s consciences and reviving reflection.“ (Aurore Engelen, cineeuropa.org)

„This slow and powerful film, beautifully shot, digs into the various forms of homophobia, dragging the viewer in an intense, immersive journey. The incredible camera work explores through long and deep sequence shots the unbearable effects of hate.“ (Tallinn Black Nights Film Festival)

Regie: Nabil Ben Yadir
Drehbuch: Nabil Ben Yadir, Antoine Cuypers
Cast: Soufiane Chilah, Gianni Guettaf, Serkan Sancak, Lionel Maisin, Camille Freychet, Vincent Overath

Produktionsland: Belgien 2021
Sprachfassungen: deutsch & frz. OmdU
Laufzeit: 91 min.
FSK: keine Jugendfreigabe (beantragt)

Festivals und Auszeichnungen:

Camerimage 2021
Gewinner des FIPRESCI Preises und nominiert für den “Golden Frog”

Pressestimmen:
„Nabil Ben Yadir hat mit „Animals“ einen Film gegen das Vergessen inszeniert, der wichtig
ist und zutiefst berührt.“ (FRESH Magazin)

„Die Kamera lässt Brahim die erste Stunde lang nicht los. Diese Nervosität greift auf den Zuschauer über.“ (KUTFILM)

„Es ist ein schlichter Film mit einer überraschenden, sehr effizienten und äußerst eindringlichen Erzählweise.“ (LECHO)

„Homophobie zeigt ihr grausames und bestialisches Gesicht in diesem knallharten belgischen Realitätsdrama, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.“ (DIRTY MOVIES)

„Denken Sie an die Gewalttätigkeit von Larry Clarks BULLY (2001) und die Grundlosigkeit von Michael Hanekes FUNNY GAMES (1997) und Sie sind auf halbem Wege.“ (DIRTY MOVIES)

„Ein Schocker, vor dem man besser gewarnt sein sollte, aber auch eine radikale Geste des Kinos, die einen Meilenstein darstellt.“ (MADAME FAIT SON CINÉMA)

„Seine Annäherung an diese Realität ist hart und kompromisslos, sie provoziert Wut und Schmerz, es ist ein Schlag, der niemanden gleichgültig lässt.“ (ENPRIMERAFILA)